Kleinvieh macht auch Mist

Bis der Mensch das Wildkaninchen in alle Welt verschleppte, kam es hauptsächlich nur auf der Iberischen Halbinsel vor („Spanien“ bedeutet so viel wie „Kaninchenküste“). In der Natur leben die Tiere in Kolonien zusammen. Den Tag verbringen sie normalerweise in ihrem großangelegten unterirdischen Bau. Auch nördlich der Alpen ist die Art längst etabliert, vor allem aber wird das Hauskaninchen in Deutschland traditionell als Haustier gehalten. Die Züchtervereinigung kennt nicht weniger als 370 Farbschläge. Im Wildpark hoppelt ein repräsentativer Querschnitt davon frei im Kinderbauernhof herum.

Gerne werden die Kaninchen als „Hasen“ bezeichnet. Natürlich gehören sie in die Ordnung der Hasenartigen, doch ist das Wort „Hase“ bei uns für eine andere Tierart reserviert, den Feldhasen. Da sich der Feldhase praktisch nicht im Gehege halten lässt, handelt es sich bei Haustieren immer um Kaninchen. Und um gleich mit einem weiteren Irrtum aufzuräumen: Hasenartige sind keine Nagetiere! Zwischen beiden Gruppen gibt es gewisse Unterschiede im Aufbau des Gebisses.

Nagetiere wie das Meerschweinchen zeichnen sich durch die verlängerten Schneidezähne aus, mit denen sie in der Tat harte Nüsse knacken. Der ungewöhnliche Name des Meerschweinchens rührt daher, dass die possierlichen Tiere über den Atlantik nach Europa verschifft worden waren und dabei ihr Fiepen von sich gaben, das entfernt an Schweinelaute erinnert. In seiner südamerikanischen Heimat machte man das graue Wildmeerschweinchen des Fleisches wegen zum Haustier.

Meerschweinchen haben erstaunlich viele Gemeinsamkeiten mit Kaninchen. Beispielsweise fressen beide einen Teil ihrer eigenen Ausscheidungen. Der sogenannte Blinddarmkot wird direkt vom After wieder aufgenommen, denn er enthält lebenswichtige Bakterien für die Vitaminversorgung der Meerschweinchen. Meerschweinchen leben ebenfalls dämmerungsaktiv und graben sich Unterschlüpfe. Sie sind nicht minder gesellig, wobei pro Gruppe innerhalb jedes Geschlechts eine Rangordnung besteht. Ein Meerschweinchen oder Kaninchen ohne Artgenossen zu halten, ist für das Tier eine Qual.

Auf einem jeden Bauernhof finden sich auch ungebetene Gäste ein, vor allem die Hausmaus. Auch sie gehörte ehemals nicht zur heimischen Tierwelt, sondern lebte in Steppengebieten Asiens von Grassamen. Schon mit Beginn des Getreideanbaus schloss sich dieser Nager aus freien Stücken dem Menschen an und wurde dessen stetiger Begleiter. Heute ist die Hausmaus weltweit verschleppt. Das Mäusehotel im Kinderbauernhof beherbergt wilde Mäuse. Sie haben das Hotel als sicheren Ort für sich entdeckt und zeigen sich dort auch den Besuchern. Von dort aus, wagen die Tiere vor allem in der Dunkelheit Ausflüge in den Kinderbauernhof.
Aber auch Tagsüber lässt sich beobachten, wie gewandt diese Tiere laufen, springen und klettern können. Ihren Schwanz nutzen sie dabei als Balancierstange oder Greiforgan. Die Nahrung führen sie mit den Pfoten zur Schnauze, wodurch Mäuse so niedlich und intelligent zugleich wirken. Die Hausmaus markiert das Wohngebiet ihrer Großfamilie mit einem arttypischen und für unsere Nase penetranten Geruch. Alle Gruppen-mitglieder helfen sich gegenseitig bei der Fellpflege. Hausmäuse sind die wohl anpassungsfähigsten Tiere überhaupt. Selbst in Kühlhäusern mit Temperaturen von minus 10°C, wo es nur tiefgefrorenes Fleisch zu fressen gab, zogen sie schon ihre Jungen auf.


Schon gewusst?

Je kleiner ein Tier ist, desto umfangreicher wird die Liste der Fressfeinde. Im Naturhaushalt hat es also einen Sinn, wenn sich diese Tiere vermehren „wie die Kaninchen“. Zwischen Jäger und Gejagtem stellt sich dabei stets ein Gleichgewicht ein: Gibt es reichlich Beute, steigt die Zahl der Beutegreifer an. Wenn diese aber ihrerseits zu häufig geworden sind, bricht ihr Bestand aus Nahrungsmangel wieder ein. Im Prinzip kontrollieren sich beide Parteien gegenseitig.