Als der Mensch vor vielen tausend Jahren aus dem Mufflon das Hausschaf herauszüchtete, muss die Wildform noch an vielen Stellen Europas und Vorderasiens vorgekommen sein. In der Neuzeit lebten dagegen nur noch wenige hundert Exemplare auf den Mittelmeerinseln Korsika und Sardinien. Seit etwa 1900 bürgerte man das Mufflon als Jagdwild auch in Mitteleuropa ein. Der Bestand wird hier auf 60.000 Tiere geschätzt. Stark vertreten ist es in Rheinland-Pfalz (z. B. auf dem Truppenübungsplatz Baumholder).
Im Gegensatz zum unscheinbaren Weibchen sind die Widder prächtig anzuschauen: Neben dem weißen Sattelfleck ziert sie ein geschwungenes Gehörn, das der Jäger „Schnecken“ nennt. Die Hörner wachsen jedes Jahr ein Stückchen weiter, nur im Winter kann sich der Körper diesen Luxus nicht leisten. Genau wie beim Querschnitt des Baumstamms entstehen somit Jahrringe, anhand derer sich ziemlich sicher das Alter bestimmen lässt. In der Paarungszeit rennen die Muffelwidder mit hoher Geschwindigkeit aufeinander zu und lassen ihre Gehörne lärmvoll zusammenprallen. Diese Kämpfe sind so sehr durchritualisiert, dass im Gehege gefahrlos mehrere Männchen gemeinsam gehalten werden können.
Wie man es von Schafen kennt, leben Mufflons sehr gesellig. Rudel, die in deutschen Wäldern umherstreifen, stehen oft vor einem Problem: Ihre Hufe sind an die trockenen Felsgegenden ihrer mediterranen Heimat angepasst. Auf unseren meist eher feuchten und weichen Böden nutzen sie sich zu wenig ab und wachsen krumm. Auch im Wildpark Pforzheim müssen gelegentlich die Tierpfleger zur Hufpflege anrücken.
Als Beispiel für eine Hausschafrasse wird im Wildpark das spektakuläre Vierhornschaf gezeigt. Bereits auf den ersten Blick beeindruckt dieses Tier durch das selbstbewusste Auftreten und die äußere Erscheinung. Beim Kopfschmuck handelt es sich in Wirklichkeit allerdings nur um die üblichen zwei Hörner, die unter dem Fell auseinander gewachsen sind.
Die Herkunft des Vierhornschafs erscheint etwas mysteriös. Bereits die Bibel erwähnt, dass Jakob diese Rasse gehalten haben soll (daher der Zweitname „Jakobschaf“). Später seien die Tiere mit arabischen Eroberern nach Spanien gekommen. Beim Untergang der spanischen Armada retteten sich dann angeblich einige Exemplare an die britische Küste. Großbritannien gilt heute auch als Heimat der Rasse.
Neben dem ästhetischen Aspekt stand bei der Entwicklung des Vierhornschafs die Nutzung der Wolle im Vordergrund. Diese liegt in verschiedenen Farbtönen vor und eignet sich sehr gut zum Spinnen. Wie viele alte Nutztierformen ist das Vierhornschaf aber mittlerweile von modernen Hochleistungsrassen verdrängt worden. Die Schäfer setzen jetzt auf hornlose Rassen, die sich nicht im Zaun verheddern können. Dadurch ist das Vierhornschaf nunmehr vom Aussterben bedroht! Es liegt in den Händen von Liebhabern, dieses alte Kulturgut zu bewahren.
Walliser Schwarznasenschafe sind an ihrer Namensgebenden schwarzen Nase zu erkennen. Ihr dichtes Fell wird im Wildpark mindestens einmal im Jahr von den Tierpflegern geschoren.
Schon gewusst?
Manche alte und genügsame Schafrassen erleben heute eine Renaissance als Landschaftspfleger. Wenn es gilt, Natur- oder Kulturlebensräume wie Moore und Heiden (z. B. Wacholderheiden auf der Schwäbischen Alb) vor der Verbuschung zu bewahren, dann sind Schafherden gegenüber einem Maschineneinsatz deutlich überlegen. Sie schonen das Gelände mehr und „arbeiten“ dabei effektiver.