Jeder Laie erkennt eine Eule sofort an ihren typischen Merkmalen. Da wären die großen nach vorne gerichteten Augen, die ihnen – wie bei uns – das räumliche Sehen ermöglichen. Zum Ausgleich für den starren Blick können sie den Kopf fast um 180 Grad wenden. Eulen haben die Gabe, ganz schwaches Dämmerlicht ausnutzen zu können; bei völliger Dunkelheit sehen jedoch auch sie nichts mehr. Interessanterweise scheinen Eulen so stark weitsichtig zu sein, dass sie vor ihren Füßen liegende Nahrung ignorieren.
Nicht nur das Sehen, sondern auch die Hörfähigkeit hat sich vollendet entwickelt. Bei manchen Arten sind die beiden Ohren sogar auf unterschiedlicher Höhe angeordnet, um das räumliche Hören zu perfektionieren. Damit Eulen ihre eigene Wahrnehmung nicht stören, und um Beutetiere nicht auf sich aufmerksam zu machen, fliegen sie beinahe lautlos. Grund dafür ist der spezielle Bauplan des weichen Gefieders. Als weitere Eigenart der Eulen wäre schließlich das Ausspeien des sogenannten Gewölles zu erwähnen. Einige Stunden nach der Mahlzeit würgen sie einen Ballen mit unverdaulichen Resten (vor allem Knochen) heraus. In den Volieren müssten stets einige Gewölle zu entdecken sein.
Größte und bekannteste Eule ist natürlich der lautmalerisch nach seinem Ruf benannte Uhu. Nachdem sein Vorkommen in Deutschland fast erloschen war, konnte der Restbestand erfolgreich durch Gehegenachzuchten unterstützt werden. Am liebsten nistet er in Steinbrüchen. Aufgrund seiner Größe vermag er die verschiedensten Beutetiere bis hin zum Rehkitz zu überwältigen. In menschlicher Obhut können Uhus uralt werden.
Der Waldkauz ist unsere wohl häufigste Eulenart. Mit seinen tiefschwarzen Augen besitzt er eine ganz eigene Ausstrahlung; ihm fehlt der eulentypische stechende Blick. Es ist der schaurige Ruf des Waldkauzes, der so gern in Kriminalfilmen verwendet wird, um die Spannung zu steigern. Vor allem im Winterhalbjahr lässt er ihn verlauten. Oft ruft er aus Erregung, wenn andere Tiere oder Menschen sich in seiner Nähe bewegen.
Im Wildpark weniger, aber in der Arktis bestens getarnt sind die Schnee-Eulen. Das Männchen trägt ein rein weißes, das Weibchen ein gesprenkeltes Gefieder. Als Anpassung an die Kälte werden Schnabel und Füße von Federn geschützt. Hauptsächliche Beutetiere sind Lemminge. Da es am Polarkreis weder einen regelmäßigen Tag-/Nachtrhythmus noch Bäume gibt, sieht man die Tiere bei uns tagaktiv am Boden sitzen. Dort wird folglich auch das Nest eingerichtet.
Die Schleiereule wird als letzte Art aufgeführt, denn sie steht verwandtschaftlich abseits von den übrigen Eulen. Schleiereulen nisten zwar überwiegend in Scheunen und Kirchtürmen, leben aber so
streng an die Dunkelheit gebunden, dass man sie selbst im Wildpark kaum einmal zu Gesicht bekommt.
Schon gewusst?
Mit den Greifvögeln sind Eulen überhaupt nicht verwandt. Die Ähnlichkeiten (nach vorne gerichteter Starrblick, Hakenschnabel, krallenbewehrte Greiffüße) beruhen auf gleichgerichteter Entwicklung. In der Natur beobachtet man oft vergleichbare Merkmale bei Tieren, die nicht miteinander verwandt sind, aber eine ähnliche Lebensweise haben.