Klappern gehört zum G’schäft

Manchen Tierarten gelingt es, einen hundertprozentigen Bekanntheitsgrad zu erreichen, obwohl nie ein Vertreter in natura gesichtet wird. Dem Weißstorch kommt dabei sicherlich entgegen, dass er als „Adebar“ im Volksglauben die Kinder bringt. Eine derartige Preisung deutet auf ehemals häufigeres Vorkommen dieses Vogels hin. Mit steigender Tendenz verzeichnet man hierzulande wieder rund 5.000 Storchenpaare, davon allerdings 90 Prozent in Ostdeutschland.

Heute brüten Weißstörche bei uns in der Regel auf Wagenrädern und Reetkörben, die von Bauern auf dem Dach ihrer Höfe angebracht worden sind. Ihre Seltenheit ist also nicht auf einen Mangel an Nistplätzen zurückzuführen, sondern auf die Vernichtung naturnaher Lebensräume. Der Weißstorch sucht seine Nahrung in feuchten Niederungen mit Wiesen und Gewässern. Dazu schreitet er umher und stößt blitzartig auf seine Beute herab. Das Nahrungsspektrum umfasst Mäuse, Küken, Lurche (Frösche, Molche), Fische, Insekten und Würmer. Für ihre Jungen sammeln die Elterntiere Futter im Kehlsack.

Den Winter verbringen Weißstörche zwischen Giraffen und Zebras in der afrikanischen Savanne. Auf ihrer Zugstrecke scheuen sie sich vor großen Wasserflächen, so dass sie das Mittelmeer an den schmalsten Stellen überqueren. Etwa 75 Prozent der deutschen Population wählen den Weg über den Bosporus, das restliche Viertel fliegt über Gibraltar. Vor der Sahara fürchten sich die Störche dagegen nicht. Dort können sie sogar besonders gut die thermischen Aufwinde für einen entspannten Segelflug nutzen.

Zuerst treffen die männlichen Tiere wieder in Europa ein. Sie versuchen nach Möglichkeit den Horst des Vorjahres erneut zu besetzen. Hat sich ein Paar gefunden, spielt sich das bekannte Zeremoniell ab, bei dem beide Störche den Kopf nach hinten werfen und mit dem Schnabel klappern. Zu anderen Lautäußerungen scheinen sie nicht befähigt zu sein. Im Wildpark ist das ganze Jahr über Geklapper zu hören, denn die Tiere wurden flugunfähig gemacht, indem man ihnen einige Federn kürzte. Trotzdem zeigen sie während der Zugzeit eine gewisse Unruhe.

 

Schon gewusst?

Zugvögel fliegen im Herbst nicht deshalb nach Afrika, weil es ihnen hier zu kalt wäre, sondern weil die Nahrung (Insekten, Lurche) zur Neige geht. Anschließend kehren sie zurück, denn auch im Süden ist der Tisch nicht so reich gedeckt, dass dort alle Arten parallel ihren Nachwuchs versorgen könnten. Ob, wann und wohin ein Vogel zieht, ist genetisch festgelegt. Orientieren tut er sich dabei am Magnetfeld der Erde und am Sternenbild. Bisher wurde das Geheimnis des Vogelzugs aber noch nicht vollständig enträtselt.
Störche sieht man sehr oft auf einem Bein stehend. Was für uns so unbequem aussieht, hat einen praktischen Nutzen. Bei den langen Stelzenbeinen dieser Vögel hat das Blut auf seinem Weg durch den Körper ein großes Gefälle zu überwinden. Das belastet den Kreislauf. Die Tiere ziehen deshalb abwechselnd die Beine an, so dass das Blut auf Körperhöhe fließen kann. Sie können auch in dieser Haltung schlafen.