Auf den ersten Blick mag die Wildkatze nicht wesentlich von manchen unserer Hauskatzen abweichen. Durch ihr dickeres Fell wirkt sie jedoch korpulenter. Typisches Merkmal der Wildkatze ist auch ein schwarz geringelter und stumpf endender Schwanz. Wesentliche Unterschiede liegen im Verhalten: Die mehr einzelgängerisch lebende Wildkatze besitzt ein deutlich heißblütigeres Temperament. Überraschenderweise stellt sie allerdings gar nicht die Wildform unserer Hauskatzen dar. Vielmehr war es ihre Unterart Falbkatze, die sich einst in Ägypten aus freien Stücken dem Menschen anschloss. Den Weg nach Mitteleuropa fanden die Hauskatzen dann erst ungefähr zur Zeitenwende.
Wildkatzen gehören zu den schützenswertesten Arten unserer Heimat. Sie sind auf ungestörte, strukturreiche Laubwälder angewiesen. Solche Gebiete kommen nur noch inselartig vor. Die verschiedenen Populationen stehen deshalb kaum in einem Austausch. Weitere Gefahr droht durch gesteigerten Freizeitrummel und durch Vermischung mit verwilderten Hauskatzen. Immerhin sind heute geschätzte 2.000 Wildkatzen in den deutschen Mittelgebirgen unterwegs, wovon knapp die Hälfte auf die Eifel entfällt.
Jedes Individuum bewegt sich ganzjährig in einem eigenen Wohngebiet. Dessen Größe hängt vom Angebot an Beutetieren ab, wozu in erster Linie Mäuse zählen. Innerhalb ihres Reviers kennt die Wildkatze jeden Winkel. Auf der Nahrungssuche streift sie langsam und lautlos umher. Sie ist eine Pirschjägerin, die sich unter Ausnutzung der Deckung unbemerkt an ihre Beute anschleicht. Ist sie nahe genug herangekommen, erfolgt der Angriff mit einem Sprung. Das Beutetier wird sofort per Genickbiss getötet. Wildkatzen gehen durchaus auch tagsüber auf Jagd.
Die Paarung findet mitten im Winter statt. Neun Wochen später kommen meist zwei bis vier Junge zur Welt. Mit einem Monat beginnen die Kätzchen ihre Umgebung zu erkunden. Ihre Mutter bringt ihnen
Jagdtechniken bei, indem sie lebende Beutetiere herbeischafft und diese vor ihnen springen lässt. Doch schon bald müssen die Jungen das Revier verlassen und ein eigenes gründen.
Schon gewusst?
Die Wildkatze meidet die Nähe des menschlichen Siedlungsraumes. Man nennt solche Tierarten „Kulturflüchter“. Das Vorkommen der Wildkatze in bestimmten Gebieten zeigt also an, dass der Naturhaushalt dort noch weitgehend intakt und verhältnismäßig unberührt ist. Solche Arten eignen sich besonders als Botschafter für naturnahes Denken.